Christopher Zündorf
Abschluss | Wirtschaftsmathematik (M. Sc.) | Mai 2024 |
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Aktuelle Position | Treasury & Risk Management (Sparkasse KölnBonn) | seit Mai 2024 |
Vorherige Position | Übungsleiter für Stochastik/Wahrscheinlichkeitstheorie | während des Studiums |
Warum haben Sie an der Universität Mathematik studiert?
Ich wollte die Fähigkeit erlangen, komplexe Probleme logisch und strukturiert zu lösen. Die Universität bot mir den Raum, tief in die Mathematik einzutauchen und mich auf ein solides, theoretisches Fundament zu konzentrieren, das ich später praktisch anwenden kann. Ebenfalls habe ich mich für ein Mathestudium entschieden, weil es keinen "Mathematik-Ingeneur" gibt - Mathematik ist eine reine Wissenschaft, die man nur an der Uni in dieser Tiefe und Klarheit studieren kann.
In welchem Bereich haben Sie sich während Ihres Studiums spezialisiert?
Im Bachelor lag mein Schwerpunkt noch klar im Gebiet der Analysis und speziell partiellen Differentialgleichungen. Im Master lag mein Schwerpunkt dann in der Richtung Statistik, Stochastik und Wahrscheinlichkeitstheorie. Ich fand diese einzigartige Denkweise, die man für Stochastik braucht reizend. Man kann verschiedenste Unsicherheiten beschreiben und darauf aufbauend fundierte Entscheidungen treffen.
Was aus dem Studium können Sie in Ihrem Beruf anwenden?
Ein Trugschluss ist es, wenn man glaubt, dass aus dem Mathe-Studium die Formeln oder derartiges das Wichtige sei. Vor allem die analytische Herangehensweise und das Verständnis von komplexen Modellen helfen mir im Job. Mir kommt das Wissen aus der Statistik und der Stochastik im Risikomanagement gelegen, zum Beispiel beim Bewerten von Risiken oder Entwickeln von Modellen.
Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?
Nicht ganz. Mein erster Plan war es die Ausbildung zum Aktuar zu machen. Im Bewerbungsprozess und im Gespräch mit meiner heutigen Chefin, habe ich aber erst gemerkt, wie mathematisch es auch in einer Bank vor sich gehen kann, was mich schlussendlich überzeugt hat. Letztendlich wusste ich aber, dass es etwas wird, wo die Mathematik eine übergeordnete Rolle spielen wird.
Was würden Sie heute als Student anders machen?
Ich würde mich noch stärker mit praktischen Anwendungen beschäftigen z.B. Programmiersprachen und auch mehr Projekte in Werkstudententätigkeiten. Das hätte den Übergang von der "theorischen Studienwelt" in den Beruf sicher erleichtert.
Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude?
Ich schätze sehr das autarke Arbeiten an Problemen, die nicht immer mit dem selben Schema zu lösen sind. Dies ist sehr ähnlich zum Mathestudium, wo man die Aufgaben der wöchentlichen Übungsblätter ebenfalls nicht in der 30 minütigen Mittagspause mal einfach so löst. Die Abwechslung und die Möglichkeit, komplexe Probleme zu lösen ist einfach toll. Besondern spannend finde ich es, selber etwas zu entwickeln und damit spürbare Auswirkungen zu beeinflussen. Der Master in Mathematik ermöglicht einem mathematische Zusammenhänge sehr schnell zu verstehen, jedoch ist die komplexe Welt des Treasurys in einer Bank neu zu lernen. Man endeckt ständig neue Zusammenhänge und kann viele der erlernten Methoden auf ganz praktische Weise anwenden.
Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden des Departments Mathematik/Informatik im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?
Wie oben schon erwähnt solltet Ihr unbedingt Praktika oder Werkstudentenjobs nutzen, um früh Einblicke in mögliche Berufsfelder zu bekommen. Theorie ist wichtig, aber die Praxis zeigt, wie ihr das Wissen anwenden könnt. Ebenfalls dazu noch passend gehört die Ansicht, alles immer schnellstmöglich fertig zu bekommen, was ebenfalls ein sehr belastender Faktor im Studium sein kann. Nimmt euch das ein oder andere Semester mehr Zeit um wirklich heraus zu finden, was ihr machen möchtet. Letztendlich spart Ihr euch keine Zeit, wenn ihr auf die Praktika verzichtet und schlussendlich einen Job Jahre lang ausübt, den ihr doch nicht machen möchtet.
Denkt dran, dass die Mathematik und die Informatik eng verzahnt sind. Nutzt die Möglichkeit, beides zu kombinieren, denn das ist in vielen Berufen ein großer Vorteil. Der letzte Tipp wäre es euch ein Netzwerk aufzubauen und nicht scheu zu sein, Fragen zu stellen. Geht auf Berufsstätige oder Professoren zu und stellt im Gespräch die Fragen, die euch unter den Nägeln brennen. Die Richtigen Kontakte und Tipps können euch oft weiterbringen, als ihr das in der ersten logischen Sekunde für möglich haltet.