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Dr. Lukas Winkel

 

Abschluss:Wirtschaftsmathematik (B. Sc.)2016
 Wirtschaftsmathematik (M. Sc.)2019
 Algorithmische Optimierung (Ph. D.)2022
Aktuelle Position:IT Productmanager SCM für Pharmaceuticals (Bayer AG)seit 2022
Vorherige Stationen:Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Graduiertenkolleg „Algorithmische Optimierung“ (Universität Trier)2019-2022

 

Warum haben Sie an der Universität zu Köln studiert?

Ich habe mich aus zwei Gründen für die Uni zu Köln entschieden. Zum einen habe ich mich für die Stadt entschieden, das Leben in einer Großstadt wie Köln hat mich mehr interessiert als kleinere Studistädte und als gebürtiger Rheinländer war Köln mit seiner weltoffenen und herzlichen Art die naheliegende Option. Zum anderen kam mir die Schwerpunktsetzung im Studium der Wirtschaftsmathematik gelegen. Anders als an anderen Unis liegt der Fokus des Studiengangs auf der Mathematik und ihrer Anwendung, weniger auf den Wirtschaftswissenschaften. Zusätzlich ist die Uni zu Köln sehr renommiert, gerade für Studiengänge mit wirtschaftlichem Bezug.


In welchem Bereich haben Sie sich während Ihres Studiums spezialisiert?

Während meines Studiums habe ich mich auf zwei Bereiche spezialisiert. Mein Hauptfokus lag auf der diskreten Mathematik und der theoretischer Informatik mit allen Facetten – kombinatorische, gemischtganzzahlige Optimierung, Komplexitätstheorie, Graphentheorie, und Algorithmik. Mein zweiter, kleinerer Fokus war die Wahrscheinlichkeitstheorie.


Was aus dem Studium können Sie in Ihrem Beruf anwenden?

In meinem aktuellen Beruf ist es sehr unterschiedlich, wie viel ich aus dem Studium anwenden kann. Ein großer Teil meiner tagtäglichen Arbeit sind Managementtätigkeiten, die eher wenig mathematischen Bezug habe. Allerdings hat der Bereich, für den ich verantwortlich bin, inhaltlich einen großen Bezug zur mathematischen Optimierung, da ich mich um Software kümmere, mit der der Konzern seine Produktionsplanung und Inventaroptimierung macht. Hier hilft mir mein akademischer Hintergrund sehr, schneller Zugang zu den inhaltlichen und technischen Aspekten zu bekommen, Entscheidungen fundierter treffen zu können, und regelmäßig auch konzeptionelle, strategische Arbeit auf inhaltlicher und technischer Ebene anleiten und durchführen zu können. Darüber hinaus helfen mir meine im Studium erlangten Softskills, wie analytischen Denken, Problemlösefähigkeiten, strukturiertes und eigenverantwortliches Arbeiten, bei allen Arten von Tätigkeiten sehr.


Haben Sie sich Ihren Berufsweg in diesem Maße vor Ihrem Studium so vorgestellt?

Der große Unterschied zwischen meiner aktuellen Karriere und dem, was ich mir vor meinem Studium vorgestellt habe, ist meine Leidenschaft für die Optimierung, die sich erst während des Studiums entwickelt hat und sich jetzt in meiner Tätigkeit im Supply Chain Management niederschlägt. Vor meinem Studium hätte ich gedacht, dass ich eher in der Finanzbranche lande. Wo sich meine Erwartungen erfüllt haben ist der quantitative, technische Ansatz und der Fokus auf IT- und Automatisierungslösungen.


Was würden Sie heute als Student anders machen?

Vieles würde ich nicht anders machen, ich hatte eine tolle Studienzeit, in der ich viel gelernt habe, sowohl akademisch als auch persönlich. Ich hätte mir ein wenig mehr Zeit lassen können. Ob man in Regelstudienzeit fertig wird, ist nicht so wichtig, das Arbeitsleben ist lang genug, und die Studienzeit kann man nur einmal genießen! Außerdem hätte ich vielleicht ein paar mehr Praktika machen können.


Was macht Ihnen an Ihrem jetzigen Beruf besonders viel Freude?

Meine aktuelle Arbeit ist sehr abwechslungsreich, da ich für viele verschiedene Themen und Technologien zuständig bin und sich diese Themen auch regelmäßig ändern. Ich trage viel Verantwortung und bin sehr frei in dem, wann und wie ich arbeite, und vor allem wie ich meine Entscheidungen treffe. Besondere Begeisterung verspüre ich in den Momenten, wo ich konzeptionelle Arbeit machen kann und mir gemeinsam mit meinem Team neue Prozesse, Tools, und Optimierungsansätze ausdenke.


Welche Aufgaben haben Sie dort?

Als Produktmanager bin ich direkt verantwortlich für ein Portfolio and Tools und Technologien, die der Konzern für seine Produktionsplanung und Inventaroptimierung benutzt. Diese Verantwortlichkeit erstreckt sich über den gesamten Lebenszyklus der Software und sowohl auf technische als auch finanzielle Aspekte. Der Zyklus beginnt mit der Einführung einer neuen Software, bei der ich die Einführungsprojekte leite und gemeinsam mit den späteren Nutzern erforderliche Funktionalitäten definiere, betriebswirtschaftliche Prozesse in technische Prozesse übersetze, die notwendigen externen und internen Lösungen und Partner auswähle und beauftrage, die Umsetzung der Einführung durch externe und interne Entwickler manage, und sicherstelle, dass das Projektbudget für Dinge aufgewendet wird, die einen echten Mehrwert bieten. Im Anschluss bin ich dafür verantwortlich, dass die Nutzer die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, dass die Software kontinuierlich an sich ändernde Prozesse, Anforderungen, und technische Möglichkeiten angepasst und verbessert wird, dass laufende Kosten wie Lizenzgebühren und Supportaufwendungen minimiert werden, und dass während des Zyklus genug Budget für ebendiese Kosten verfügbar ist. Zum Ende des Lebenszyklus muss ich gewährleisten, dass alle Teile der Softwarearchitektur ordentlich abgeschaltet, Verträge beendet, verbleibende Daten übertragen, und gegebenenfalls weiterhin benötigte Funktionalitäten durch andere oder neue Software übernommen werden. Das Softwareportfolio, das ich aktuell verantworte, ist Teil des Gesamtportfolio an Softwarelösungen für das Supply Chain Management der Pharma-Division der Bayer AG. Dabei handelt es sich um Software für die Produktionsplanung und Inventaroptimierung. Diese beantwortet Fragen wie „Welche Menge soll von welchem (Zwischen-)Produkt in welchem Werk und Monat produziert werden?“, „Von welchem Material sollten wir in welchem Lager wieviel vorrätig haben?“, und „Welche Kapazitäten brauchen wir in welchem Werk, um die gesamte Nachfrage decken zu können?“. Außerdem erstellt sie die notwendigen Bestellungen und Lieferaufträge im System.


Welche drei Tipps haben Sie für unsere Studierenden des Departments Mathematik/Informatik im Hinblick auf Ihr Studium und das spätere Berufsleben?

  1. Seid neugierig und versucht so viel Wissen und Erfahrungen mitzunehmen wie möglich, auch wenn es auf kurze Sicht keinen direkt erkennbaren Nutzen hat. Ihr wisst nicht, wann es Euch mal helfen kann.
  2. Engagiert Euch während des Studiums für ein Thema, das Euch interessiert. Sei es in der Fachschaft, in der Politik, oder in Vereinen. So viel Zeit habt ihr nie wieder. Ihr lernt viel über Euch selber und die Softskills bringen Euch später sehr viel.
  3. Richtet Euer Studium und Eure Vorlesungswahl nicht nur auf Berufsausbildung und gute Noten aus. Studium ist so viel mehr als das. Persönlichkeitsentwicklung ist genau so wichtig wie die inhaltliche Ausbildung und die Teilhabe am wissenschaftlichen Prozess. Jeder Fortschritt startet mit Grundlagenforschung an den Universitäten! Macht das, was Euch interessiert und was Euch Spaß macht. Das gilt auch für die Berufswahl!